Der Wochenausblick auf KW 20. In den USA werden die Aprildaten zur Inflation und dem Einzelhandelsumsatz zeigen, welche Spuren der Zollschock kurzfristig im US-Konsum hinterlassen hat. Auch stehen wichtige Indikatoren zur Stimmung von Unternehmen und Konsumenten an. Auch in China stehen Preisdaten im Kalender. In Europa gibt es dagegen kaum neue Impulse. Politisch stehen die Handelsgespräche zwischen den USA und China sowie zwischen den asiatischen Staaten im Fokus. In der Q1-Berichtssaison veröffentlichen u.a. noch Alibaba, Tencent, Walmart und Siemens ihre Ergebnisse. Und vor 152 Jahren endete die Gründerzeit mit einem spektakulären Kurseinbruch an der Börse in Wien.
In China werden die Daten zur Inflation im April veröffentlicht. Die jährliche Verbraucherpreisinflation dürfte erneut unter der Nulllinie gelegen haben (März: -0,1%). Der Abwärtsdruck hat sich wohl vor allem bei den Erzeugerpreisen nochmal verstärkt (März: -2,5%).
In der Schweiz treffen sich US-Finanzminister Bessent und Chinas Vize Premier He Lifeng zu Gesprächen über den Handelskonflikt.
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichtet: Saudi Aramco.
Auf den Philippinen finden die Zwischenwahlen zum Parlament statt (midterm elections).
Die Euro- und EU-Finanzminister sprechen in Brüssel u.a. über den Digital Euro und die Bankenunion.
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichten u.a.: Constellation Software und Unicredit.
In Deutschland dürfte sich der ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen der Finanzanalysten nach den Rücksetzern seit Jahresbeginn im Mai deutlich erholt haben und wieder im positiven Bereich liegen (April: -14 Punkte). Darauf deuten die positive Entwicklung am Finanzmarkt, der Stimmungsanstieg der Unternehmen wie auch die positiven Signale der Wirtschaftspolitik hin.
In den USA werden die Aprildaten zur Inflation (CPI) veröffentlicht. Die Verbraucherpreise dürften zum Vormonat mit und ohne die volatilen Komponenten der Energie und Nahrungsmittel um etwa 0,3% und damit stärker als im März zugelegt haben (März: -0,1 bzw. +0,1%). Die Jahresraten dürften damit unverändert bei 2,4 und 2,8% gelegen haben. Angesichts der erratischen Zollpolitik der Trump-Administration im Berichtszeitraum ist das Überraschungspotenzial in beide Richtungen allerdings erheblich.
Der NFIB-Index zu den Aussichten der kleinen und mittleren US-Unternehmen dürfte im April weiter deutlich gefallen sein (März: 97,4 Punkte). Die Verunsicherung über die Zollpolitik und die Sorge vor weiteren Kostenschüben dürften die Stimmung gedrückt haben.
Von der EZB spricht Makhlouf.
US-Präsident Trump kommt zu Staatsbesuchen nach Saudi-Arabien, in die VAE und nach Katar.
Chinas Staatschef Xi und Brasiliens Präsident Lula treffen sich in Peking.
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichten u.a.: Bayer, JD, MunichRe und Softbank.
Von der FED sprechen u.a. Jefferson, Waller und Daly.
Von der EZB sprechen Holzmann und Nagel
Die NATO trifft sich zu einem informellen Gipfel in der Türkei.
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichtet u.a.: Tencent.
In den USA werden die Daten zum Einzelhandelsumsatz im April die ersten unmittelbaren Folgen der Zollanhebungen für den US-Konsum zeigen. Dabei stehen sich preissteigernde und nachfragedämpfende Effekte entgegen und lassen in etwa eine Stagnation der nominalen Umsätze erwarten. Im Vormonat waren die Umsätze noch deutlich gestiegen (März: +1,4%).
Die US- Industrieproduktion dürfte dagegen wieder zugelegt haben (März: -0,3%) und der NAHB-Index zur Stimmung am US-Immobilienmarkt dürfte sich dagegen weiter volatil seitwärts bewegt haben (April: 40 Punkte).
Von der FED spricht Chair Powell in Washington.
Von der EZB sprechen de Guindos, Villeroy de Galhau, Cipollone und Elderson.
Die Handelsminister der asiatischen Staaten treffen sich zu Gesprächen in Südkorea
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichten u.a.: Alibaba, Allianz,Applied Materials, Deutsche Telekom, Merck, RWE, Siemens und Walmart.
In den USA steht zum Wochenschluss die Stimmung der Konsumenten im Fokus. Das Michigan-Verbrauchervertrauen könnte sich im Mai - nach den starken Rückgängen in den Vormonaten - auf niedrigerem Niveau stabilisiert haben (April: 52,2 Punkte). Hier dürften die anhaltend robuste Lage am Arbeitsmarkt, die Kurserholung am Finanzmarkt und die Hoffnung auf einen Abbau der hohen Zölle den Vertrauensverlust der vergangenen Wochen kurzfristig kompensiert haben.
Von der EZB spricht Lane.
Die europäischen Staats- und Regierungschefs treffen sich zum EPC-Gipfel in Albanien.
Die EU-Kommission veröffentlicht ihren jährlichen Frühjahres-Update zum Konjunktur- und Fiskalausblick für die Mitgliedsstaaten (spring forecast).
Am 9. Mai 1873 begann mit einem plötzlichen Kursrutsch an der Börse in Wien der Gründerkrach. Unmittelbarer Auslöser war die Insolvenz des Bankhauses „Speculationsverein“ und weiterer Finanzinstitute, die eine Kettenreaktion auslöste. Die zweite Maiwoche markierte damit das Ende der wirtschaftlichen Euphorie der Gründerzeit. Nach dem Sieg über Frankreich 1871 waren zuvor umfangreiche Reparationszahlungen ins Deutsche Reich geflossen, was einen spekulativen Investitionsboom u.a. in Eisenbahnunternehmen und der Industrie auslöste. Diese Blase platzte am „Schwarzen Freitag“ 1873, als Investoren klar wurde, dass viele dieser Unternehmen wirtschaftlich nicht tragfähig waren. Tausende Anleger verloren binnen Stunden ihr Vermögen, und die Wiener Börse brach zusammen. Die Krise griff in den Tagen darauf auf Berlin und später auch auf andere Länder über und führte zu einer jahrelangen wirtschaftlichen Depression. Eine Anekdote erzählt, wie ein Wiener Börsenmakler nach dem Crash seinen Gehstock hob, auf den leeren Handelsraum zeigte und sagte: „Gestern war ich Millionär – heute passt mein Vermögen in diese Jackentasche.“