Der Wochenausblick auf KW23. Die Stimmungsindikatoren in den USA und China sowie die „harten“ Industriedaten aus Deutschland dürften eine leichte Verbesserung der Konjunkturaussichten anzeigen. Für den US-Arbeitsmarktbericht dominieren dagegen die Abwärtsrisiken. Die niedrige Euro-Inflation gibt der EZB-Spielraum, die Leitzinsen erneut zu senken. Weitere Zinssenkungen stehen in Kanada, Polen und Indien auf der Agenda. Politisch stehen neben den Präsidentschaftswahlen in Polen und Südkorea vor allem die Verhandlungen im US-Senat über das Steuersenkungsgesetzt an. Auf Unternehmensseite legen noch Broadcom, Crowdstrike und Lululemon ihre Q1-Ergebnisse vor. Und vor 108 Jahren emittierten die USA erstmals Kriegsanleihen und sorgten damit für einen kräftigen Anstieg der US-Verschuldung.
In China dürften die „offiziellen“ Einkaufsmanagerindizes (PMI) im Mai – nach dem Rücksetzer im Vormonat – wieder gestiegen sein. Angesichts der Aussetzungen der gegenseitigen Zölle gegenüber den USA dürfte der Index für die Industrie (April: 49,0 Punkte) wieder in die Nähe der Expansionsschwelle gestiegen sein. Der Index für die Dienstleister (April: 50,4 Punkte) dürfte neben den expansiven Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik auch von positiven Feiertagseffekten für den Tourismus- und den Transportsektor profitiert haben.
In Polen findet die Stichwahl zur Präsidentschaft statt zwischen dem liberalen und regierungsnahen Rafal Trzaskowski und dem rechtskonservativen oppositionellen Karol Nawrocki.
In den USA sollte der ISM-Index für die Industrie im Mai – nach drei Rückgängen in Folge – wieder etwas zugelegt haben (April: 48,7 Punkte). Darauf deuten die regionalen Stimmungsindizes hin. Zwar bleibt die Unsicherheit über die Zollpolitik und damit die Produktionskosten hoch. Die zuletzt gemäßigteren Töne der Administration gegenüber Europa und China dürften die Geschäftsaussichten aber stabilisiert haben.
Von der FED sprechen Chair Powell sowie Waller, Logan und Goolsbee.
Im US-Senat beginnt der Prozess der Verabschiedung des Trump-Gesetzes zu umfangreichen Steuersenkungen (Big Beautiful Bill).
Im Euro-Raum dürfte die Inflationsrate im Mai erstmals wieder auf 2% gesunken sein (April: 2,2%). Auch die Kerninflationsrate ist wohl um 0,2 Prozentpunkte gesunken (April: 2,7%). Zum einen haben die Energiepreise im Mai weiter nachgegeben. Zum anderen sind osterbedingte Sondereffekte bei Pauschalreisen aus der Berechnung gefallen. Auch insgesamt bleibt der Preisdruck gering und das Fenster für weitere Zinssenkungen noch geöffnet.
Von der FED sprechen erneut Logan und Goolsbee.
In Südkorea finden vorgezogene Präsidentschaftswahlen statt. Der bisherige konservative Präsident Yoon Suk Yeol war vom Obersten Gerichtshof wegen der Ausrufung des Kriegsrechts des Amtes enthoben worden. Als Favorit für die Nachfolge gilt der Kandidat der Demokratischen Partei Lee Jae-Myung.
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichtet u.a.: Crowdstrike
In den USA dürfte auch der ISM-Index für die Dienstleister im Mai zugelegt haben (April: 51,6 Punkte).
Die Notenbank in Kanada wird ihren Leitzins auf ihrer Junisitzung bereits zum achten Mal senken (aktuell: 2,75%).
Auch die Notenbank in Polen wird ihre Leitzinsen auf der Junisitzung wohl weiter senken (aktuell: 5,25%). Der Zinsschritt dürfte mit 25 Bp aber kleiner ausfallen als zuletzt.
Von der FED sprechen Bostic und Cook.
In Deutschland dürften die „harten“ Daten zur Industrie im April wieder gesunken sein. Im Vormonat hatten die späte Lage des Osterfestes und Vorzieheffekte vor den US-Zöllen für unerwartet starke Anstiege gesorgt. Diese Effekte fallen nun wieder heraus. Dennoch dürfte der Auftragseingang (März: +3,6%) noch deutlich über den Niveaus zu Jahresbeginn gelegen haben. Auch bei der Industrieproduktion (März: +3,0%) und den Exporten (März: +1,2%) dürften die Aprildaten trotz eines Rückgangs die Hoffnung auf eine Belebung der deutschen Konjunktur stützen.
Die EZB wird auf ihrer Junisitzung ihre Leitzinsen zum achten Mal in Folge um 25 Bp senken (Einlagensatz aktuell: 2,25%). Hintergrund sind die zu erwartenden erneuten Abwärtsrevisionen des Konjunktur- und Inflationsausblicks durch die EZB sowie die zunehmende Stärke des Euro. Angesichts des bereits erreichten Zinsniveaus und der hohen Unsicherheit über die Preiseffekte der Zölle wird der EZB-Rat den Zinsausblick auf die kommenden Monate aber offenhalten und die Datenabhängigkeit der Geldpolitik betonen.
Von der FED sprechen Kugler und Harker.
In den USA wird der offizielle US-Arbeitsmarktbericht zeigen, ob sich der robuste Stellenaufbau auch im Mai fortgesetzt hat. Das Stellenplus sollte bei etwa 150k gelegen haben (April: +177k). Zuletzt waren die wöchentlichen Beschäftigungsdaten allerdings etwas schwächer ausgefallen, sodass die Abwärtsrisiken dominieren. Dennoch lag die Arbeitslosenquote wohl erneut bei 4,2% und die Lohndynamik bei +0,2%. Zeichen einer nachhaltigen Schwäche des Arbeitsmarktes sollte der Bericht damit nicht zeigen. Spuren der Zollanhebungen sind aber in den kommenden Monaten zu erwarten.
Die Notenbank in Indien wird auf ihrer Junisitzung die Leitzinsen erneut um 25 Bp senken (aktuell: 6,0%).
Von der EZB ordnen Centeno und Holzmann die Zinsentscheidung am Vortag ein.
Unternehmen
In der Berichtssaison zum ersten Quartal berichten u.a.: Broadcom, Lululemon
Am 1. Juni 1917 brachte die US-Regierung die ersten Liberty Bonds an den Markt, um die Kriegskosten im Ersten Weltkrieg zu finanzieren. In großangelegten Propaganda-Kampagnen wurde „Onkel Sam“ als patriotisches Symbol eingesetzt, das die Bürger zum Kauf animieren sollte. Vor der Auflage der ersten Liberty Bonds lag die US-Staatsverschuldung bei rund 1,3 Mrd. US-Dollar. Durch den massiven Verkauf von Liberty Bonds in mehreren Tranchen zwischen 1917 und 1918 wurden etwa 17 Mrd. US-Dollar zusätzlich aufgenommen. Bis zum Kriegsende Anfang 1919 stieg die Staatsverschuldung auf 25,5 Mrd. US-Dollar. Die Liberty Bonds festigten das Vertrauen der US-Bevölkerung in die nationale Kriegsanstrengung und legten den Grundstein für künftige Kriegsschuldverschreibungen.