Der Wochenausblick auf KW 39. Nach der Zinswende der FED richtet sich der Blick makroseitig auf die Frühindikatoren zur Unternehmensstimmung in Europa und den USA und neuen Signalen vom US-Arbeitsmarkt. Zudem werden die US-Wachstumszahlen der vergangenen Quartale revidiert. US-Präsident Trump spricht vor der UN-Vollversammlung und auf geldpolitischer Seite stehen die Zinsentscheidungen in der Schweiz und Schweden im Fokus. Und vor 40 Jahren schlossen die großen Industrieländer in New York den Plaza-Akkord um den US-Dollar gezielt abzuwerten – der erfolgreiche Gegenentwurf zur heutigen Vorgehensweise der Trump-Administration.
In China werden die Banken ihre Kreditzinsen (LPRs) für 1J Laufzeit (aktuell: 3%) und 5J Laufzeit (aktuell: 3,5%) unverändert halten. Die Notenbank PBoC hat ihre Leitzinsen zuletzt nicht weiter gesenkt.
In Kuala Lumpur treffen sich die Wirtschaftsminister der ASEAN-Staaten und diskutieren u.a. die künftige Zusammenarbeit in der Außenhandelspolitik.
Von der FED ordnen u.a. Williams, Musalem, Hammack und Barkin die September-Zinssenkung ein.
Von der EZB spricht Lane.
Im Euro-Raum dürfte der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Gesamtwirtschaft im September erneut gestiegen sein (August: 51,0 Punkte). Der Index für die Industrie (August: 50,7 Punkte) sollte sich bereits den neunten Monat in Folge etwas verbessert haben. Und der Index für die Dienstleister (August: 50,5 Punkte) sollte seinen Rücksetzer im Vormonat in etwa ausgeglichen haben. Allerdings liegen die Indizes weiter nur knapp über der Expansionsschwelle und die „harten“ Daten bleiben bisher hinter der Stimmungsaufhellung zurück. Auch deshalb dürfte sich die Erholung der Konjunktur in Europa nur schrittweise beschleunigen.
In den USA werden die Frühindikatoren für September zeigen, wie stark die konjunkturelle Dynamik zum Ende des dritten Quartals ist. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) und die regionalen Indikatoren der Philly FED sowie der Richmond FED könnten leicht zugelegt haben und würden damit gegen einen weiteren Anstieg der Konjunktursorgen sprechen.
Am ersten Tag der 80. UN-Vollversammlung spricht u.a. US-Präsident Donald Trump über seine Position in den Kriegen in der Ukraine und im Gaza-Streifen.
Die OECD veröffentlicht ihren neuen Wachstums- und Inflationsausblick.
Die Notenbank in Schweden (Riksbank) wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins nicht verändern (aktuell: 2,0%). Auch die Notenbank in Ungarn wird ihre Zinspause fortsetzen (aktuell: 6,5%).
Von der EZB sprechen Cipollone, Muller und Koch.
In Deutschland dürfte auch der ifo Geschäftsklimaindex im September den neunten Monat in Folge zugelegt haben (August: 89,0). Unter den Sektoren dürfte sich die Stimmung wohl vor allem in der Industrie nochmals etwas aufgehellt haben. Hierfür sprechen u.a. die positiven Signale von der IAA und vor allem die Beruhigung im Handelsstreit mit den USA.
Auch die Notenbank in Tschechien wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins nicht verändern (aktuell: 3,5%).
Von der FED spricht Daly.
In den USA wird die Revision der Daten zum Bruttoinlandsprodukt veröffentlicht. Nach der Abwärtsrevision der Arbeitsmarktdaten würde ein deutlich niedrigerer Wachstumspfad wohl erneut zu heftigen Reaktionen der Trump-Administration und einem Anstieg der Konjunktursorgen führen. Das bisherige Q2-Ergebnis sollte aber nur moderat revidiert werden (bisher Q2: +3,3%).
Die Augustdaten zum Auftragseingang langlebiger Güter dürften unauffällig ausfallen. Außerhalb der volatilen Komponenten sollte sich der Aufwärtstrend fortgesetzt haben, wenn auch in geringerem Tempo (Juli: +1,0%). Die US-Exporte sollten im August wieder etwas zugelegt haben. Dennoch dürfte die Handelsbilanz unverändert negativ ausgefallen sein.
Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten werden hinsichtlich weiterer Zeichen einer Abschwächung beachtet. Zuletzt waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe höher ausgefallen.
Die Schweizer Notenbank (SNB) wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins erneut unverändert halten (aktuell: 0%). Im Fokus steht, ob die Wiedereinführung von Negativzinsen in Reaktion auf den anhaltenden Aufwärtsdruck auf den Franken in Erwägung gezogen wird.
Die Notenbank in Mexiko wird ihren Leitzins dagegen wohl erneut um 25 Bp senken und damit das zuletzt reduzierte Senkungstempo fortsetzen (aktuell: 7,75%).
Von der FED sprechen Goolsbee, Williams, Daly und Bowman.
Nach dem erfolgreichen IPO werden in Hong Kong erstmals die Aktien von Chery Automobile gehandelt.
In Japan dürfte die Inflationsrate im Raum Tokio im September wieder deutlich zugelegt haben (August: 2,6%). Die Kerninflationsrate dürfte erneut bei 3% gelegen haben und der Notenbank damit etwas mehr Sicherheit geben, die Leitzinsen in den kommenden Monaten weiter anzuheben.
In den USA werden die Augustdaten zum Konsum veröffentlicht. Gemessen an den Einzelhandelsumsätzen dürften die privaten Konsumausgaben zum Vormonat erneut deutlich zugelegt haben (August: +0,5%). Die PCE-Kerninflationsrate dürfte erneut bei 2,9% gelegen haben. Während die CPI-Daten etwas höher als erwartet ausgefallen sind, lagen die PPI-Daten im August überraschend niedrig.
Von der FED spricht Barkin.
Am 22. September 1985 wurde im New Yorker Plaza Hotel von den Finanzministern und Notenbankchefs der G5-Staaten (USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien) das Plaza-Abkommen geschlossen. Ziel war es, den hochbewerteten US-Dollar gezielt abzuschwächen, da er nach der Reagan-Politik der frühen 1980er enorme Handelsungleichgewichte verursacht hatte. Innerhalb von zwei Jahren fiel der Dollar-Kurs gegenüber Yen und D-Mark um etwa 40 Prozent, was Japans Exportwirtschaft einen gewaltigen Boom bescherte, der später in eine lang anhaltende Krise umschlug. Für Deutschland bedeutete es eine stärkere D-Mark und den Druck, mehr Binnenkonsum und Investitionen zu fördern. Politisch markierte das Abkommen den Beginn koordinierter Wechselkursinterventionen zwischen großen Industriestaaten. Die G5-Staaten setzten dabei zwischen 5 und 10 Prozent ihrer Devisenreserven ein. Nach der starken Dollar-Abwertung kam es 1987 dann zum Louvre-Abkommen. Bei dem Treffen in Paris ging es nicht mehr um die Schwächung des Dollars, sondern um die Stabilisierung der Wechselkurse, um ein Übermaß an Volatilität zu verhindern. Die Staaten einigten sich darauf, dass der Dollar nicht weiter fallen sollte und dass koordinierte Interventionen nur noch bei „übermäßigen Schwankungen“ stattfinden. Damit markierte das Louvre-Abkommen den Übergang von einem aktiven Abwertungsregime zu einem System kontrollierter Stabilität. In der Rückschau gilt es als Beginn des „Managed Floating“, also eines flexiblen, aber von Staaten gelegentlich gestützten Wechselkurssystems.