
Der Wochenausblick auf KW 46. Der Kapitalmarkt muss weiter ohne wichtige US-Konjunktursignale navigieren. Weder die Inflationsrate noch Arbeits- und Konsummarktdaten werden wegen dem Shutdown wohl veröffentlicht. In China geben die Daten zum Einzelhandelsumsatz, der Industrieproduktion und der Inflation dagegen Einblick in die Stärke bzw. Schwäche der Binnenkonjunktur. Auf politischer Seite treffen sich zahlreiche Staatenlenker in Brasilien. Auf Unternehmensseite berichten u.a. Sea, Bayer, JD und Siemens über das Q3-Ergebnis. Und vor 107 Jahren wurde die Weimarer Republik ausgerufen – begleitet von einem legendären Satz.
In China werden die Preisdaten für Oktober zeigen, inwiefern die Maßnahmen der Regierung zum Abbau von Überschusskapazitäten den Deflationsdruck verringert haben. Die Inflationsrate (CPI) auf Verbraucherebene könnte erstmals wieder die Nulllinie erreicht haben (September: -0,3%). Hintergrund ist aber wohl vor allem ein geringerer Rückgang der Nahrungsmittelpreise. Die Erzeugerpreise (PPI) lagen dagegen wohl erneut etwa 2% unter dem Vorjahreswert (September: -2,3%).
In Brasilien wird im Rahmen der 30. UN-Klimakonferenz über die CO2-Ziele der einzelnen Regionen diskutiert. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs werden vor Ort sein.
In Deutschland könnte der ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen der Finanzanalysten im November den dritten Monat in Folge etwas zugelegt haben (Oktober: 39,3 Punkte). Die Stabilisierung der „harten“ Daten aus der Industrie dürfte die Wachstumsphantasie angeregt haben.
Von der EZB sprechen Koch und Vujcic.
In der Berichtssaison zum dritten Quartal berichten u.a.: Sea und Softbank.
In China werben die großen Online-Händler am jährlichen Singles‘ Day mit Sonderangeboten um Kundschaft.
In den USA bleiben die Bondmärkte feiertagsbedingt geschlossen (Veterans Day).
Von der FED sprechen u.a. Bostic, Williams und Paulson. Zudem äußern sich Finanzminister Bessent und FED-Chair Kandidat Hassett zur US-Geldpolitik.
In der Berichtssaison zum dritten Quartal berichtet u.a.: Bayer
In den USA wird die Inflationsrate für Oktober aufgrund des Shutdowns wohl noch nicht veröffentlicht. Zuletzt hatten die Preise in den von den Zöllen betroffenen Kategorien etwas stärker zugelegt. Der Preisauftrieb bei Dienstleistungen hat sich dagegen verlangsamt.
Auch die Veröffentlichung der Daten zu den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe ist fraglich.
Von der EZB spricht Villeroy de Galhau.
Von der FED äußern sich Musalem und Hammack.
In der Berichtssaison zum dritten Quartal berichten u.a.: Brookfield, Disney, JD, Merck, Siemens, und Tencent.
In China werden die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion zeigen, ob die Inlandsnachfrage im Oktober wieder etwas besser ausgefallen ist. Zuletzt hatten vor allem die Konsumdaten enttäuscht. Die Einzelhandelsumsätze dürften allerdings auch im Oktober kaum verändert nur etwa 3% über Vorjahr gelegen haben (September: +3,0%). Und das Wachstum der industriellen Produktion dürfte sich wieder verlangsamt haben, nachdem im Vormonat Sondereffekte die Dynamik überzeichnet hatten (September: +6,5%). Auf eine schwächere Nachfrage nach Industrieprodukten deutet u.a. der unerwartet starke Rückgang der Exporte im Oktober hin.
In den USA werden wohl auch die Oktoberdaten zu den Einzelhandelsumsätzen und den Erzeugerpreisen nicht veröffentlicht.
Von der EZB spricht erneut Vujcic.
Von der FED äußern sich Schmid und Logan.
In der Berichtssaison zum dritten Quartal berichtet u.a.: Allianz
Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann vom Balkon des Berliner Reichstags aus die Weimarer Republik aus – die erste demokratische Ordnung in der deutschen Geschichte – spontan und ohne Absprache mit der Regierung. Reichskanzler war bis zu diesem Tag noch Prinz Max von Baden, der versuchte, den Krieg geordnet zu beenden und Reformen einzuleiten. Er verkündete an Vormittag vor der Ausrufung eigenmächtig die Abdankung Kaiser Wilhelms II. und übergab das Amt des Reichskanzlers an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert, um die Revolution zu beruhigen. Nur wenige Stunden nach Scheidemanns Ausrufung proklamierte Karl Liebknecht an einem anderen Ort die „freie sozialistische Republik“, was die politische Zerrissenheit der Zeit widerspiegelte. Der Tag markierte das Ende des Deutschen Kaiserreichs und den Beginn der Weimarer Republik, die inmitten von Revolution, Kriegsniederlage und wirtschaftlichem Chaos entstand. Trotz ihrer demokratischen Errungenschaften war sie von Anfang an von inneren Spannungen, Putschversuchen und wirtschaftlichen Krisen bedroht. Ihr Scheitern 1933 wurde zur warnenden Lehre für spätere Demokratien – vor allem für die Bundesrepublik. Als Scheidemann seine Rede hielt soll hinter ihm ein Mitarbeiter gerufen haben: „Philipp, das darfst du nicht!“ – doch er antwortete: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ und trat entschlossen auf den Balkon – ein spontaner Akt, der deutsche Geschichte schrieb.