
Der Oktober hat den Anleihemarkt kräftig durchgerüttelt – mit Zinssenkungen, Insolvenzen und geopolitischen Spannungen. Was bedeutet das für Anleger? John Petersen, Portfoliomanager von Eyb & Wallwitz, zeigt, warum Qualität, Laufzeit und gezielte Titelselektion jetzt entscheidend sind.
Der Oktober hat sich als einer der spannendsten Monate für den Anleihemarkt im Jahr 2025 herausgestellt – nicht wegen überragender Renditen, sondern wegen der Vielzahl an Entwicklungen, die auf einen möglichen Richtungswechsel hindeuten. Politische Unsicherheiten, geldpolitische Entscheidungen und einzelne Unternehmensereignisse haben die Dynamik am Markt spürbar verändert.
Geldpolitik: Fed überrascht, EZB bleibt vorsichtig
In den USA sorgte der Government Shutdown für eine eingeschränkte Datenlage, doch die Federal Reserve reagierte dennoch: Sie senkte die Leitzinsen auf 3,75–4 % und kündigte das Ende ihres Bilanzabbaus (Quantitative Tightening) zum 1. Dezember an. Das ist ein positives Signal für US-Staatsanleihen, da künftig wieder Reinvestitionen erfolgen sollen. Gleichzeitig bleibt die Inflation mit 3 % über dem Zielwert, was die Fed zu vorsichtiger Kommunikation zwingt – weitere Zinsschritte sind möglich, aber nicht garantiert.
Die EZB hingegen bleibt zurückhaltend. Zwar erwartet der Markt maximal eine weitere „Versicherungssenkung“, doch die hartnäckige Inflation in Europa spricht gegen schnelle geldpolitische Lockerungen. Ohne einen deutlichen Konjunktureinbruch dürfte die EZB die Zinsen vorerst nicht weiter senken.
Staatsanleihen: Rückkehr des „Safe Haven“-Gedankens
Zwischenzeitlich waren Staatsanleihen wieder stark gefragt – ein Zeichen dafür, dass Investoren in unsicheren Zeiten auf Sicherheit setzen. Besonders britische Gilts stachen hervor, da Hoffnungen auf Steuererhöhungen zur Haushaltskonsolidierung aufkamen. Auch in Japan wurden langfristige Anleihen attraktiver, nachdem die neue Premierministerin eine expansivere Fiskalpolitik ankündigte und der Yen deutlich abwertete.
Unternehmensanleihen: Volatilität und Selektion gefragt
Der Kreditmarkt zeigte sich im Oktober von seiner komplexen Seite. Insolvenzen wie bei First Brands und Tricolor sowie Probleme bei Regionalbanken in den USA führten zu einem kurzfristigen „Risk-Off“-Modus. Risikoprämien weiteten sich aus, insbesondere bei schwächeren oder zyklischen Emittenten. Doch die Bewegung war nur von kurzer Dauer – viele Investoren nutzten die Gelegenheit zum Wiedereinstieg. Die niedrigen Risikoprämien im High-Yield-Segment machen eine sorgfältige Titelauswahl unerlässlich.
Aussichten für Anleger
Der Oktober zeigt: Der Anleihemarkt ist in Bewegung. Geldpolitische Lockerungen, geopolitische Unsicherheiten und Unternehmensaktivitäten sorgen für ein komplexes Umfeld. Wer erfolgreich investieren will, muss auf Qualität setzen, flexibel bleiben und gezielt Chancen nutzen – insbesondere bei Einzeltiteln mit solidem Fundament und attraktiver Bewertung.