Auf ihrer Septembersitzung hat die FED die Zinsen – wie erwartet – um 25 Basispunkte auf 4,25% gesenkt und weitere moderate Senkungen in Aussicht gestellt. Die Notenbank reagiert damit auf den zuletzt schwächeren Beschäftigungsaufbau. Im Vergleich zur Junisitzung zeigt der „Dot Plot“ allerdings nur eine zusätzliche Zinssenkung an. Dieses vorsichtige Vorgehen ist angebracht, da die Inflation weiter deutlich über dem Ziel liegt und die FED ihre Prognosen zu Wachstum und Inflation sogar etwas angehoben hat. Erwartungsgemäß hat der Trump-Vertraute Miran auf seiner ersten Sitzung für eine radikale Zinswende votiert. Das zeigt eindrucksvoll die Risiken politischer Besetzungen des FOMC. Zumindest heute aber hat sich die FED verbal und in der Entscheidung recht deutlich gegen den Eindruck einer „Erdoganisierung“ der US-Geldpolitik gestemmt. Die Zinssenkung ist dennoch nicht ohne Risiko, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Auf ihrer Septembersitzung hat die FED ihre Leitzinsen wie erwartet um 25 Basispunkte auf 4,25% gesenkt (Obergrenze für die Federal Funds). Die letzte Zinssenkung wurde im Dezember 2024 noch vor der Amtsübernahme durch Präsident Trump beschlossen. Auf ihrer heutigen Sitzung diagnostizierte die FED eine Verlangsamung der Beschäftigungsentwicklung, die auf eine nachlassende konjunkturelle Dynamik und einen perspektivisch nachlassenden Preisdruck hinweise. Deshalb sei eine schrittweise Senkung der Zinsen in Richtung des neutralen Niveaus angebracht, welches die FED unverändert im Bereich von 3% verortet. Etwas überraschend hat das FOMC seine Prognosen zu Wachstum und Inflation im nächsten Jahr etwas angehoben. Wohl auch deshalb zeigt der Zinsausblick („Dot Plot“) im Vergleich zur Junisitzung nur einen zusätzlichen Schritt in diesem Jahr und unverändert eine Zinssenkung 2026.
Aussichten für Anleger
Die FED hat umsichtig auf die Verlangsamung am Arbeitsmarkt reagiert. Sie sieht den geringeren Beschäftigungsaufbau primär als Zeichen einer schwächeren Nachfrage und nicht verursacht durch die angebotsseitige Verknappung von Arbeitskräften durch die Politik der Trump-Administration. Sie ist sich dessen aber nicht sicher und bleibt in ihrer Reaktion deshalb zurückhaltend. Das ist gut so. Zudem stemmt sich die Mehrheit im FOMC gegen die drohende „Erdoganisierung“ der US-Geldpolitik. Erwartungsgemäß hat lediglich der Trump-Vertraute Miran, der erstmals stimmberechtigt an der Sitzung teilnahm, unmittelbar für einen großen Zinsschritt und eine radikale Zinswende in den kommenden Monaten votiert. Das zeigt aber eindrucksvoll die Risiken weiterer politischer Besetzungen des FOMC. Dennoch ist auch die heutige moderate Zinssenkung nicht ohne Risiko und zumindest bemerkenswert. Das zeigt auch die skeptische unmittelbare Marktreaktion. Denn die Unsicherheit über den weiteren Kurs der Wirtschafts- und Zollpolitik und deren Folgen für die Inflation ist ungewöhnlich hoch. Gleichzeitig liegt der Preisauftrieb weiter deutlich über dem Ziel und die staatliche Defizitquote verharrt auf sehr hohem Niveau und der Dollar scheint angeschlagen. Die heutige Entscheidung wird in der Rückschau deshalb nur dann als richtig eingeschätzt werden, wenn sich die Konjunktur tatsächlich deutlich abschwächt. Sollte das nicht passieren, riskiert die FED mit ihrer heutigen Entscheidung ihre Glaubwürdigkeit auch unabhängig von der Politik. Denn dann würden die Zweifel an ihrer Prognose- und Tatkraft hinsichtlich der Inflation weiter steigen. In jedem Fall steigt mit der heutigen Entscheidung der Einsatz der FED, politisch wie ökonomisch.