28.08.2023

Marktkommentar | Quartalsergebnisse von Nvidia: KI-Boom gerechtfertigt?

Seit ChatGPT für die breite Masse verfügbar ist, hat der Hype um den nächsten Evolutionsschritt in der Digitalisierung nochmal an Fahrt aufgenommen. Für Ingo Koczwara, CFA, Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz, steht fest: „Das Thema künstliche Intelligenz ist an den Kapitalmärkten bereits fest verankert.“ Jüngst bezeichnete der CEO von Microsoft, Satya Nadella, künstliche Intelligenz als die größte Flutwelle seit dem Internet. Doch ist der Hype gerechtfertigt?

Nvidia bricht erneut alle Rekorde

Vergangene Woche veröffentlichte Nvidia die Finanzergebnisse für das zweite Geschäftsquartal. Der Umsatz betrug 13,5 Milliarden US-Dollar, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. „Der Chip-Produzent wächst derzeit stark durch die KI getriebene Nachfrage“, so Koczwara. Dies sei kaum verwunderlich, da alle großen Tech-Unternehmen derzeit auf Chips von Nvidia für ihre KI-Lösungen setzen würden. Der starke Anstieg der Nachfrage nach Chips schlage sich auch deutlich in den Kursbewegungen nieder. „Bei den vorherigen Zahlen zum ersten Quartal stieg der Aktienkurs des Unternehmens an einem Tag um 24 Prozent. Ein Zugewinn von immerhin fast 200 Milliarden US-Dollar.“ Dies habe den gesamten Technologiesektor elektrisiert.

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Der kometenhafte Aufstieg von Nvidia erinnert den Investmentexperten an die Kursentwicklung von Tesla. Seit dem Börsengang 2010 hat sich die US-Automarke zum höchstbewerteten Automobilunternehmen weltweit entwickelt. Das Marktpotenzial sei für ein potenziell evolutionäres Produkt ohne Frage immens gewesen. Doch Koczwara gibt zu bedenken: „Da müssen dann auch alle Parameter stimmen. Die Zahlen von Nvidia für das zweite Geschäfts-Quartal 2023 haben nämlich alle hohen Erwartungen übertroffen, die Aktie schloss aber nur mit +0,2 Prozent am Tag der Veröffentlichung.“ Auch die Befürchtung, dass das Aufkommen von ChatGPT das Aus für die Suchmaschine von Google bedeutet, habe sich nicht bewahrheitet. Nun trete der Internetriese mit seiner neuen Sprach-KI in direkte Konkurrenz mit OpenAI. „Das beweist, dass man sich nicht zu früh auf ein Unternehmen festlegen sollte.“

Wie erfolgsversprechend Investitionen in KI-Unternehmen sind, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Klar sei, dass in das Thema KI zurzeit immense Ressourcen von vielen Unternehmen fließen, und die disruptive Phase gerade erst begonnen habe. Für Koczwara ist der Vergleich von Herrn Nadella daher sogar recht zutreffend: „Den Begriff ‚Flutwelle‘ hatte Bill Gates für das Internet 1995 benutzt. Bis zur Ausreifung von profitablen Geschäftsmodellen hat es danach aber noch einige Jahre und das Platzen einer Blase benötigt.“ Anleger sollten also für alle Eventualitäten gewappnet sein.  

 

 

 

 


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Ingo Koczwara
Ingo Koczwara

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