31.05.2023

Marktkommentar | Rückgang der Inflation: Nicht überinterpretieren!

Die Inflationsrate in Deutschland ist im Mai unterwartet deutlich auf 6,1% gefallen, nach 7,2% im April. Erstmals in diesem Jahr sind die Verbraucherpreise zum Vormonat gesunken (-0,1%). Der globale Rückgang der Rohstoffpreise sowie die Einführung des 49-Euro-Ticket haben die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Kraftstoffen und Transportdienstleistungen gedrückt und so für Entlastung bei den deutschen Haushalten gesorgt. Auch im Bereich der Kerninflation hat der Preisdruck nachgelassen. Auch hier spielt die globale Entwicklung eine Rolle, wie der deutliche Rückgang der Import- und Produzentenpreise zeigt. So haben gerade die Konsumgüterpreise im Mai spürbar nachgegeben. Bei Dienstleistungen zeigen sich weiterhin nur vage Bremsspuren. Dieser Bereich ist für die EZB von besonderer Bedeutung, da hier die Wirkung der Geldpolitik über Konjunktur und Lohnentwicklung am stärksten ausfällt. Die Teuerung bleibt in diesem Bereich zu hoch und hat sich im Mai von 4,7 auf 4,5% zum Vorjahr nur leicht verlangsamt.   

Aussichten für Anleger

Die Mai-Daten zur Inflation in Deutschland – zusammen mit den Daten aus Frankreich, Italien und Spanien – stützen die Position der Tauben im EZB-Rat, für die der Zinsgipfel bereits nahe ist. Die Daten wirken den Konjunktursorgen entgegen und sind damit eine willkommene Entlastung für die Finanzmärkte. Für Entwarnung an der Preisfront ist es aber zu früh. Zwar dürfte die Inflation auch in Deutschland in den kommenden Monaten weiter sinken und könnte bis zum Jahresende in einen Bereich zwischen 3 und 4% fallen. Vor allem für die letzten Meter in Richtung Inflationsziel ist aber wohl ein restriktiver Kurs der Geldpolitik notwendig. Darauf deuten unter anderem die nach wie vor sehr angespannte Lage am Arbeitsmarkt sowie die erhöhten Inflationserwartungen hin, welche das Risiko für Zweitrundeneffekte der vergangenen Preisanstiege hochhalten. Auch der Blick über den Tellerrand in die USA deutet in diese Richtung. Eine rasche Zinswende ist deshalb nur im Fall einer starken konjunkturellen Abschwächung im Euro-Raum zu erwarten. Die bisher nur „technische“ Rezession in Deutschland ist dafür nicht ausreichend.   

 



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Unsere Autoren

Dr. Johannes Mayr
Dr. Johannes Mayr

Chefvolkswirt

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