Der Wochenausblick auf KW 30. Auf Makroseite stehen die Juliergebnisse der Stimmungsindikatoren in Europa und die Zinsentscheidung der EZB im Fokus. Politisch geht der Blick nach Japan auf eine mögliche Regierungskrise nach den Oberhauswahlen und den EU-China Gipfel in Peking. Auf Unternehmensseite legen u.a. Alphabet, LVMH und Tesla die Q2-Ergebnisse vor. Und vor 81 Jahren begann mit dem Ende der Bretton-Woods-Konferenz die Vormachtstellung des US-Dollars.
In Japan finden die Wahlen zum Oberhaus statt. Der regierenden Koalition zwischen LDP und Komeito droht der Verlust der Mehrheit.
US-Finanzminister Bessent spricht in Japan mit Regierungsvertretern über die künftigen Handelsbeziehungen.
Die FED geht in die Schweigeperiode vor der nächsten Zinsentscheidung am 30. Juli.
In China werden die Banken die Kreditzinsen für Laufzeiten von 1J (aktuell: 3,0%) und 5J (aktuell: 3,5%) im Juli unverändert halten. Denn die PBoC hat zuletzt keine weitere Zinssenkung beschlossen.
In Australien tritt erstmals das neue Parlament zusammen. Die regierende Australian Labor Party (ALP) unter Premierminister Anthony Albanese gewann die letzte Wahl im Mai klar und kann mit einer absoluten Mehrheit weiterregieren.
Die Notenbank in Ungarn wird auf ihrer Julisitzung ihren Leitzins weiter unverändert halten (aktuell: 6,5%). Die letzte Zinssenkung wurde im September 2024 beschlossen.
FED-Chef Powell spricht auf einer Konferenz zur Bankenregulierung. Äußerungen zum Zinsausblick wird es aber nicht geben.
In der Berichtssaison zum zweiten Quartal berichten u.a.: Coca-Cola,General Motors, Intuitive Surgical, Lockheed Martin, Philip Morris, SAP.
Im Euro-Raum dürfte der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Gesamtwirtschaft im Juli in etwa auf dem Vormonatsniveau stagniert haben (Juni: 50,6 Punkte.). Die Ankündigung von 30%-Zöllen durch die US-Administration ab 1. August und die anhaltende Stärke des Euro dürften den siebten Anstieg des Teilindex für die Industrie in Folge verhindert haben (Juni: 49,5 Punkte). Der Index für die Dienstleistungen sollte sich aber weiter knapp über der 50er-Marke gehalten haben (Juni: 50,5 Punkte).
In den USA wird Präsident Trump den Plan zur staatlichen Förderung der KI-Entwicklung vorstellen.
In der Berichtssaison zum zweiten Quartal berichten u.a.: Alphabet, IBM, Moody’s, Otis, ServiceNow, Tesla.
Auf dem EU-China Gipfel in Peking spricht EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen mit Staatschef Xi u.a. über die künftigen Handelsbeziehungen.
Die EZB wird auf ihrer Julisitzung ihre Leitzinsen – nach 8 Zinssenkungen in Folge – unverändert halten (aktuell Einlagenzins: 2,0%). Im Fokus steht, ob weitere Zinssenkungen bis Jahresende in Aussicht gestellt werden. Die konjunkturelle Unsicherheit sowie der Abwärtsdruck auf die Teuerung und die Stärke des Euro sprechen für einen eher taubenhaften Tenor der Sitzung. Zuletzt haben sich die Ratsmitglieder aber eher abwartend geäußert, auch da die US-Zollpolitik und deren Folgen unberechenbar erscheint.
In der Berichtssaison zum zweiten Quartal berichten u.a.: Deutsche Bank, Deutsche Börse, Intel, LVMH, Nestle, Roche.
Auch der ifo Geschäftsklimaindex in Deutschland dürfte im Juli eine Verschnaufpause eingelegt und in etwa auf dem Vormonatsniveau verharrt haben (Juni: 88,4 Punkte). Auch in Deutschland sorgen die neuerlichen Zollandrohungen aus den USA und die Stärke des Euro für Unsicherheit im Exportgeschäft.
In den USA werden die Junidaten zum Auftragseingang langlebiger Güter gemischt ausfallen. Nach dem durch Sonderfaktoren bedingten starken Anstieg im Vormonat könnte das Gesamtergebnis negativ überraschen (Mai: +16,4%). Ohne die volatilen Bestellungen im Transportsektor sollte aber ein leichter Anstieg unter dem Strich stehen.
Der US-Kongress geht in seine Sommerpause.
US-Präsident Trump trifft auf seiner privaten Schottland-Reise u.a. den britischen Premier Stamer.
Die EZB veröffentlicht das Q2-Ergebnis des Survey of Professional Forecasters zu den Inflations- und Wachstumsaussichten im Euro-Raum.
In der Berichtssaison zum zweiten Quartal berichtet u.a.: Volkswagen
Am 22. Juli 1944 endete die Bretton-Woods-Konferenz im US-Bundesstaat New Hampshire mit der Unterzeichnung eines bahnbrechenden Abkommens, das das internationale Währungssystem nach dem Zweiten Weltkrieg ordnete. Vertreter von 44 Alliierten-Staaten einigten sich auf feste Wechselkurse gegenüber dem US-Dollar und die Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie der Weltbank. Ziel war es, wirtschaftliche Stabilität zu schaffen, den Welthandel zu fördern und eine Wiederholung der Krisen der 1930er Jahre zu verhindern. Die Konferenz legte somit den Grundstein für ein regelbasiertes globales Finanzsystem und die Vormachtstellung des Dollars. Eine bekannte Anekdote erzählt, dass der britische Delegationsleiter John Maynard Keynes während einer endlosen Sitzung witzelte: „In der langen Geschichte des Finanzwesens ist noch kein Abendessen so hart verdient worden wie heute Nacht.“